Da Vreneli Pfyl und Marthely Mumenthaler jahrelang miteinander erfolgreich aufgetreten sind, nachfolgend den Lebenslauf beider Jodlerinnen.
Geboren wurde Marthely Mumenthaler am 1. August 1916 in Schaffhausen. Doch die Eltern zogen bald nach Uster ins Zürcher Oberland und später nach Zürich an der Bachofnerstrasse, wo Marthely den Rest der Primarschule und anschließend die Sekundarschule besuchte. Seit ihrem vierten Lebensjahr konnte Marthely nach einer misslungenen Operation nur noch mit einem Ohr hören. Sie tröstete sich aber so: “Dafür hat mir der liebe Gott die Stimme zum Singen gegeben.
Ihr Papa, August Mumenthaler, sang und jodelte gerne, und er begleitete sich auch selber auf der Handorgel. Vom Vater lernte das kleine Mädchen die ersten Liedchen, und sie war mächtig stolz, als sie diese fehlerfrei singen konnte. Mit ihren Liedern erfreute das singselige Mädchen manche Gesellschaften, und so kam es nicht von ungefähr, dass sie mit 14 Jahren, also bereits 1930, zum ersten Mal auf der Bühne stand. Die erste Gage erhielt sie übrigens auf der Schulreise zum Rigi. Von einer Amerikanerin bekam sie einen Fünfliber, und dafür sang und jodelte sie: “’s Rigi Chind”, das ihr der Vater beigebracht hatte.
Eigentlich wollte Marthely Zahntechnikerin werden, aber sie begann eine Lehre als Damenschneiderin an der Nordbrücke in Zürich. Anschliessend arbeitete sie in einem Massatelier in Zürich-Seebach. In der Krisenzeit, Anfang der Dreissigerjahre fand sie keine Stelle und richtete deshalb im Elternhaus ein kleines Atelier ein. In dieser Zeit wurde Willy Lipp ihr Handharmonikabegleiter. Von da an wurden die beiden fast jedes Wochenende in der Stadt oder in der Umgebung engagiert. 1932 war Marthely zum ersten Mal am Radio Beromünster zu hören.
Im Winter 1937 machte Marthely zum ersten Mal Ferien in Davos. Diese Ferien sollten zu einem grossen Wendepunkt in ihrem Leben werden. Zum einen lernte sie den Skilehrer Walter Keiser kennen, der am 04. Februar 1940 ihr Mann wurde, und zum anderen lernte sie bei einer Begegnung ihre spätere Jodelpartnerin Vrenely Pfyl kennen. Vrenely Pfyl, 1914 geboren mit Namen Pia Müller, wurde von ihren Freundinnen des Jodelns wegen “Vrenely” genannt und durch Heirat 1936 zu Frau Pfyl-Müller.
Die Familie Keiser, die im Sommer in Zürich und im Winter in Arosa wohnte, wurde am 23. Juli 1941 durch ein “Heideli” erweitert und am 1. April 1954 durch die Zwillinge Peter und Walter. Die märchenhafte Kariere des wohl populärsten Jodel-Duos der Nachkriegszeit begann 1937 auf einer Mondschein-Schlittenfahrt zwischen Arosa und Lizirüti, wo sich die beiden sympathischen Jodlerinnen zufällig kennen lernten und spontan entschlossen, in derselben Nacht auf einem gefrorenen Miststock eine Gesangseinlage zu improvisieren. Dieser spontane Auftritt kam beim anwesenden Publikum ganz gross an und die beiden beschlossen, von nun an zusammen aufzutreten.
1939, zur Zeit der Landesausstellung wurde Marthely Mumenthaler vom Verleger Jecklin angefragt, ob sie nicht Lust hätte, den Komponisten und Kapellmeister Robert Barmettler in Alpnach aufzusuchen, da dieser ein paar Titel geschrieben habe und sie gerne auf Schallplatten aufnehmen würde. So entstanden noch im gleichen Jahr ihre Aufnahmen mit Jakob Kessler, Sepp Israng und der Ländlerkapelle “Brünig”. Daraus wurde “’s Landidörfli”, ein Riesenerfolg. Über 70 000 mal verkaufte sich diese Platte!
1944 hatte Radio Zürich einen Wettbewerb ausgeschrieben, um ein Lied auf den kurz vorher eingeweihten Brunnenhofplatz zu erhalten. Sechs Titel kamen in die engere Auswahl. Schliesslich wurde das von Mumenthaler-Pfyl vorgetragene “Brunnenhoflied” Sieger. Davon wollte die Firma Elite Special (Turicaphon AG) eine Schallplatte machen, jedoch hatte man für die Rückseite noch keinen passenden Titel gefunden. Deshalb fragten die Produzenten Artur Beul nach einem passenden Lied. Er brachte den Titel: “Nach em Räge schint Sunne”, den Titel, den er vorher den Geschwistern Schmid vorgelegt hatte, die diesen aber zu wenig attraktiv fanden und ihn ablehnten! Das Lied verkaufte sich über 100 000 mal, und 1949 fand es Eingang in die deutsche Hitparade.
Im Jahre 1960 löste sich das Duo Mumenthaler-Pfyl auf, aber die Freundschaft zwischen den beiden Jodlerinnen blieb weiterhin bestehen. Vrenely Pfyl widmete sich nur noch der Familie, während Marthely ins Gastgewerbe einstieg. 10 Jahre lang war sie Wirtin im “Neu Tobelhof” in der Nähe von Zürich.
Am 4. Juni 1977 starb Vrenely Pfyl im Zürcher Waidspital. Auf ihren Wunsch hin wurde sie in aller Stille beigesetzt. Am 27. Oktober 1985 überreichte Wysel Gyr im Zürcher “Kindli” die Goldene Schallplatte an Marthely Mumenthaler, Artur Beul und Willy Schmid. Zum letzten Mal stand Marthely, genau 17 Tage vor ihrem unerwarteten Tod mit ihrer Jodlerpartnerin Berteli Studer zusammen in einem Aufnahmestudio.
Quelle: Bio-Discographie, Stand 9.6.2025 IvA |