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Vorname Jules Thomas
Nachname Hübscher
Geburtstag 22.12.1907
Todestag 11.08.1989
Personennummer H012

Werke von Jules Thomas Hübscher

LiedtitelAnfang 1. StropheEJDKV Nummer

Männerchor (-M-)

Bärgandacht Wenn d'Sunnestrahle guldig gälb der Tag begrüesse H012-M-OP60-1

Männerchor (-M-)

Chilbi Chilbi, Musig, Schöpli ha, das isch ja für jede Ma H012-M-OP58-1

Männerchor (-M-)

D'r Bärgsee Ringsumgäh vo Bärg und Weide, steit nah are steile Flueh H012-M-OP59-2

Männerchor (-M-)

D'r Früehligszyt zue Juhei, juhe! am Bärg schmilzt der Schnee. Es faht a fa grüene bi'r Weid H012-M-OP63-5

Männerchor (-M-)

Ds Heimatlied Es schwingt e Ton de Firne nah dür's ganze Schwyzerland H012-M-OP1331

Männerchor (-M-)

I glaube-n-i heig der Früehlig gseh I glaube-n-i heig der Früehlig gseh, i glaube-n-i dörf's der säge H012-M-OP44-1

Männerchor (-M-)

O Heimat my Ja us der Frömdi chumm-i äntlig z'rügg, schlah zu der Heimat H012-M-OP67-1

Männerchor (-M-)

S'Lied vom Müeti Ha numme-n-einisch ghöre singe, wie's Müeti singt, i ghöre's no H012-M-OP53-4

Männerchor (-M-)

Saat Fescht im Schritt u wyt im Schwung, bis zur Aernd geits no ne Rung H012-M-OP1523

Männerchor (-M-)

Schwyzerland di mues me gseh Frei i'r Bruscht u froh im Härze, zieht e Wanderchnab dür's Land H012-M-OP59-3

Männerchor (-M-)

Uf der Alp Zwüsche Bärg und tiefem Tal liege Weide, grüeni Matte H012-M-OP58-2

Duett (-D-)

Am Acher Wie hei mer nid g'fahre und g'hacket und Stei us de Fure treit H012-D-HA1007

Duett (-D-)

D'Hüeterbuebe Chum Bänzli es isch Zyt zum Hüete, gang leg de Chüehne d'Gloggen a H012-D-HA1012

Duett (-D-)

D's Idi u d's Grety S'isch eis am e Samschtig am Abe mal gsi, wo mir i der Stube H012-D-HA1003

Duett (-D-)

Hei cho Nes lotterigs Hüsli nes glöcherigs Dach und rauchigi Schybli H012-D-HA1011

Duett (-D-)

I glaube-n-i heig der Früehlig gseh I glaube-n-i heig der Früehlig gseh, i glaube-n-i dörf's der säge H012-D-HA1001

Duett (-D-)

Winter Wyss und grau sy Fäld und Matte, der Winter isch so lang H012-D-H10022

Einzel/Solo (-S-)

Bütschelegg-Jodel (Naturjodel) H012-S-H10020

Einzel/Solo (-S-)

D's Gloggeglüt Vom Chilchturm lüte d'Glogge: Es isch e hälle Klang H012-S-H10021

Einzel/Solo (-S-)

Der Brunne Vor em Hüsli ruscht e Brunne, ruscht so fründlech Tag und Nacht H012-S-H10019

Einzel/Solo (-S-)

Der schlau Chilter Jitz äntlig isch es Samschtig z'Nacht, die Wuche sy so läng H012-S-HA1006

Einzel/Solo (-S-)

E junge Chilter I lege d's schöne Gwändli a, will's hüt doch Sunntig isch H012-S-HA1004

Einzel/Solo (-S-)

I d'Heimat z'rugg I chume us der Frömdi hei, mys Härz voll Weh u Bange H012-S-HA1014

Einzel/Solo (-S-)

Z'Chilt S'isch feischter im Wäldli, doch find i der Wäg H012-S-HA1010

Choeur d'hommes (-N-)

Le printemps revient Jouhei, jouhei sur l'alpe s'en'va la neige H012-N-000001

Persönliche Angaben

(Eigenbiographie von Jules Thomas Hübscher)

Meine Jugendzeit

Ich wurde am 22. Dezember 1907 in Bern geboren. Heimatberechtigt bin ich in Dottikon AG. Meine Eltern aber waren waschechte Stadtbasler. Mein Vater war beim Rückkauf der Bahnen, von Basel nach Bern in die GD der SBB versetzt worden. Sein Hobby war der Gesang, daneben pflegte er noch das Mandolinenspiel. Er sang von seiner frühesten Jugend an im Kirchenchor, lange Jahre im Theaterextrachor in Bern und dann 50 Jahre bis zu seinem Tode in der Berner Liedertafel und nach seiner Pensionierung und Rückkehr in die alte Heimat Basel, in der dortigen Liedertafel. Nachdem er seine Stimme hatte ausbilden lassen, trat er auch als Solist auf.

Meine Mutter stammte aus einem traditionsgebundenen Baslerhaus und verlebte ihre Jugend im Domhof in Basel, wo sie mit dem dort wohnenden Kapellmeister und Musikdirektor des Basler Symphonieorchesters Volkland bekannt war und unter vielen anderen, hier auch noch Clara Schumann persönlich kennenlernen durfte. Sie war es, die mit kleinen Knirps den allerersten Klavierunterricht gab. Später kam ich dann leider zu einer dieser Talmi-Lehrerinnen, die selbst ohne grosse Vorbildung Klavierstunden erteilten.

Als ich dann nach vier Jahren zu einer diplomierten Klavierlehrerin „übersiedelte“, musste ich fast von vorn anfangen. So gingen die Schuljahre vorbei. Da ich von der 1918-er Grippe her etwas angegriffene Lungen hatte, wurde uns ärztlich davon abgeraten, das Progymnasium und Gymnasium zu besuchen und mit der weniger anstrengenden andern Mittelschule, der Sekundarschule vorlieb zu nehmen. Ein Faktum, das ich immer bereut habe, war es doch als Knabe lange Zeit mein Wunsch, Pfarrer zu werden. Nun, ich kam dann später doch noch in den Dienst der Kirche als Kirchenmusiker, doch davon später.

 

Die Berufswahl

Als die Berufswahl im Vordergrund stand, waren zwei Wege, die mich anzogen, die Musik und die bildende Kunst. Mein damaliger Zeichenlehrer, Sohn des bekannten Gletscherpfarrers, wollte aus mir einen Kunstmaler machen, auch kleckste ich bereits mit Ölfarbe und Pinsel auf der Leinwand herum, aber meine Eltern wollten nichts von der „brotlosen“ Kunst wissen. So riet man mir, doch ein Kunstgewerbe zu erlernen, dann stehe mir immer noch der Weg zur bildenden Kunst offen. So erlernte ich die Goldschmiedekunst. Da Genf ja eine Zentrale dieses Gewerbes ist, ging ich dorthin und arbeitete dort eine Zeitlang auf diesem Berufe. Da ich das Glück hatte, Pension mit Familienanschluss zu finden und dort ein Klavier zu meiner Verfügung stand, nahm ich auch wieder meinen Klavierunterricht auf. Daneben nahm ich noch Gesangsstunden. Auch einem gemischten Chor schloss ich mich an und übernahm bald einmal die Leitung eines anderen gemischten Chores. Durch meinen Vorgänger machte ich die Bekanntschaft mit dem damaligen berühmten Organisten an der Kathedrale St.Pierre, Otto Barblan, zu dem ich an Sonntagen einige Male auf die Orgelempore hinauf gehen durfte.

 

Die Orgel

Nun kam es elementar über mich und es zog mich mächtig und unwiderstehlich zu diesem Instrument hin. Ich schrieb mich als freier Schüler in der Orgelklasse von Professor Otto Barblan im Konservatorium ein und verwandte alle meine freie Zeit, um mich in der Musik weiter zu bilden. Da ich gute Fortschritte machte, war mein Entschluss gefasst, mich als Diplomschüler für die Orgel einzuschreiben. Vorläufig war das mit Schwierigkeiten verbunden. Da kam wie aus heiterem Himmel 1930 die grosse Krise, die in Genf auf der Bijouterie- und Uhrenbranche schlagartig einsetzte. Innert 14 Tagen wurden bis zu 80% der Belegschaften entlassen. Der Rest musste wochenweise aussetzen. Zuerst war ich noch bei den letzteren und lernte bereits was es heisst, in den Ausstandswochen „stempeln“ zu gehen. Dann wurde auch ich entlassen. Was machen? Dass nun die Zeit für meinen Übertritt in die Diplomklasse gekommen war, schien klar und ich vollzog diesen Schritt. Mein Vater hatte sich einverstanden erklärt, das „Schulgeld“ zu bezahlen, aber für meinen Unterhalt müsse ich selbst aufkommen, oder ich sollte zurück nach Bern kommen. Letzteres kam für mich nicht in Frage, ich hatte meinen verehrten Lehrer Prof.Barplan, der zu mir wie ein Grossvater war, viel zu lieb gewonnen und wollte nicht von ihm fort. Auch hatte ich die Bedeutung des Genfer Konservatoriums erkannt und wollte diese Lehranstalt nicht für eine andere eintauschen. Mein eigentliches Studium nahm nun seinen Anfang. Neben dem Orgelunterricht musste ich noch viele theoretische Fächer besetzen. Das Konservatorium Genf hat Jahrespläne von Sommer zu Sommer. Meinem Vater konnte ich, trotzdem ich erst weit in der zweiten Hälfte in die Klasse eingetreten war, im Sommer dennoch melden, dass ich das erste Orgeljahr (ca. ein Drittel absolviert) mit einem „accesit“ und die Theorie mit einer zweiten Medaille abgeschlossen hatte.

 

Mein Lebensunterhalt in Genf

Wie sah es aber mit meinem Lebensunterhalt aus? Den musste ich mir doch neben dem Studium irgendwie verdienen. Nun, ein Bekannter aus dem von mir dirigierten Verein besass eine Drogerie und gedachte aus dem Lande im Kanton Genf einen Lieferungsservice einzurichten. Er fragte mich, ob ich gewillt sei, diesen Service zu organisieren. Froh, überhaupt etwas zu haben, nahm ich an. Natürlich war das Ganze auf Provisionsbasis aufgebaut. So machte ich mich eines Morgens auf und fuhr in die Genfer Landschaft hinaus. Die Sache liess sich gut an, auch konnte ich meine Arbeitszeit gut einteilen. Klar, dass ich natürlich im Gesammten auf einen Stundentag von 11 bis 12 Stunden kam. Da musste natürlich täglich geübt werden. Zum Glück stand mir, neben den Konservatoriumsorgeln, die weniger stark belegte „Madeleine-Orgel“ der Deutschschweizer-ref.-Kirche zur Verfügung. Es mussten umfangreiche Theorieaufgaben gemacht und Unterrichtsstunden eingehalten werden. Ich sass als 24-jähriger im, in der deutschen Schweiz ausser den Konservatorien stark vernachlässigten Solfège, mit 12-jährigen auf der Schulbank, die bei meinem ersten Erscheinen in der Klasse der grossen Jaques-Dalcroze-Mitarbeiterin, Frau Mat-Malan, flüsterten: „Voila le nouveau Proff“. Ja, bis dahin hatte es noch lange Zeit. Nun, wie gesagt, die Sache mit dem Drogerieservice liess sich gut an. In 6 Wochen hatte ich mir einen Kundenkreis von über 600 Kunden aufgezogen, dann aber kam das andere: Als ich nach 6 Wochen, wie versprochen bei meinen ersten Kunden vorsprach, sagten mir diese, was ich eigentlich wolle, die Ware der ersten Bestellung sei ja noch nicht geliefert! Krach mit meinem Patron, Versprechen seinerseits. Neuer Versuch meinerseits. Das Vertrauen in unsere Lieferungsfähigkeit war aber erschüttert, so dass nicht mehr viel herausschaute. Zuletzt meldete der Patron seinen, schon vor meinem Engagement fälligen, Konkurs an, wobei natürlich auch mein kleines Lohnguthaben flöten ging.

Pumpversuche bei meinem Vater schlugen fehl, es hiess: Komm heim. Punktum. Also nochmals den Gürtel enger geschnallt. Essen in der „Cuisine populaire“ für 60 Rappen die Mahlzeit! Nun, es lernt sich auch mit leerem Magen. Eine Zürcher Bodenwichserfirma suchte Vertreter für die Privatkundschaft. Natürlich meldete ich mich, wurde engagiert und mir mein Quartier zugeteilt. Der Chefverkäufer der uns instruierte, konnte selbst kein Wort französisch. Nun gut, die Sache liess sich an. Ein, zwei Monate ging alles gut. Jeden Monat erhielten wir unsere Provision. Dann auf einmal einen Monat nicht. Zudem häuften sich Klagen unsererseits, dass die einzelnen Quartiere mehrfach vergeben worden waren und wir uns ins Gehege kamen. Als wir den Chefverkäufer aufsuchen wollten, war der „Vogel ausgeflogen“, mit unserem „Einstand“, unserem Depotgeld und unseren Löhnen für 2 Monate. Wir sassen nun also selbst in der Wichse.

Zwischendurch bezog ich noch vom „Stempeln“ die Arbeitslosenunterstützung und schlug mich so einige Jahre durch.

Zu meinen ersten Konservatoriumserfolgen stellten sich dann noch andere ein, so eine „Erste Medaille“ für Theorie.

 

Meine Rückkehr nach Bern

Dann aber kam der Zeitpunkt, wo ich eine andere Lösung suchen musste. Ich kehrte zu meinen Eltern nach Bern zurück, besuchte aber weiterhin von hier aus das Konservatorium in Genf. Dort hatte ich auch schon 1930 die Direktion des Deutschweizer-ref.-Kirchenchores übernommen, die ich weiterhin beibehalten konnte. Auch in Bern übernahm ich nun die Leitung eines gemischten Chores und gab dazu auch bereits Klavierunterricht. Zuletzt aber musste ich dem Drucke meines Vaters nachgeben und siedelte an das Berner Konservatorium über, wo ich mich leider mit meinem Lehrer Prof.Ernst Graf, der damals schon, kurz vor seinem tragischen Tod, schwer unter der Krankheit litt, die sein so schreckliches Ende herbeiführen sollte, nicht verstand. Immerhin habe ich natürlich auch hier etwas mitgenommen. In Genf hatte ich neben dem Orgelunterricht die Fächer Solfège, Harmonie, Harmonie supérieur, freier und strenger Kontrapunkt und Komposition belegt. Für die Instrumentation hatte ich die Orchesterpartituren der 10 grossen Wagner-Musikdramen seit dem „Holländer“ (zum Teil mit meinem verehrten Barblan) durchgenommen und studiert.

Ein wichtiges Ereignis meiner Genferzeit ist auch noch die Aufführung des „Stabat mater“ von Schubert, für Soli, Chor und Orchester, das ich mit dem erwähnten Kirchenchor durchführte. Es war ein voller Erfolg. Mein Vater hatte die Partie des Baritons übernommen, was mich natürlich freute.

Als 1936 mein Vater pensioniert wurde und meine Eltern nach ihrer Heimat Basel zogen, hiess es nun wieder auf eigenen Füssen stehen. Bald aber war ich des Alleinseins müde und verehelichte mich im selben Jahr. Langsam baute ich mir eine angesehene Existenz auf. Ich wurde u.a. Leiter des französischen ref. Kirchenchores, dessen Leitung ich 20 Jahre lang inne hatte. Neben anderen Chören wurde ich auch Leiter des angesehenen Männerchors „Frohsinn“ Münchenbuchsee, mit dem ich in Aarberg zum ersten Maler für den Chor in der 2.Kategorie einen goldenen Lorbeer holte. Dann kam der Krieg. Für mich wie für viele andere eine Katastrophe. Mühsam musste ich nach dem Krieg von neuem anfangen. Von meinen 30 Schülern waren nur noch 8 geblieben. Als Vereine hatte ich noch den Kirchenchor und einen kleinen gemischten Chor.

 

Meine erste Begegnung mit den Jodlern

Wie sozusagen alle meiner Berufskollegen, hatte ich nicht viel für die Jodlerei übrig, sah sie über die Achsel an und was wohl das Wichtigste ist, kannte die Sache gar nicht, wie eben meine Berufskollegen.

Als sich aber keine neuen Gesangsvereine zeigten, deren Leitung ich übernehmen konnte, entschloss ich mich, mich auf ein Inserat eines Jodlerklubs zu melden. Ich gebe das mit aller Offenheit zu, dass ich das als eine Notlösung betrachtete, nur so wird man erkennen, wie aus einem „Saulus ein Paulus geworden ist“.

Nun aber geschah das Eigenartige: Ich sah ein, dass hinter dem Jodelgesang mehr war, als man allgemein annahm. Da waren ja, neben anderem, Kompositionen eines Fellmann (O Heimatland), die sich sicher neben Chorkompositionen eines Hermann Suter sehen lassen durften. Dann ging mir aber auch der innere Gehalt der einfacheren Lieder und das wirklich folkloristisch Einmalige des Jodels auf. Es pochte in meinem Herzen wie bei einer jungen Liebe. Ja, warum sollte denn unsereins auf einem künstlichen, wackeligen Podest oben stehen und auf etwas herabschauen, dessen grossen folkloristischen Wert von uns vollkommen verkannt wurde. Sollten wir nicht eher zu diesen Leuten, die bescheiden aus Idealismus einer so wichtigen Sache dienten, gehen und ihnen unsere Hilfe anbieten und unser Wissen im Dienst dieser Sache stellen?

Nun, ich habe das weit über 20 Jahre gemacht und habe es trotz allen Anfeindungen von aussen, von meinen Berufskollegen und leider auch von Innen, wo manchmal ein grosser Unverstand herrscht, nie bereut.

Wohl wissen viele meiner Freunde und Kameraden, wie ich dadurch eigentlich meiner Existenz geschadet habe. Um nur ein Beispiel zu nennen: Ich bewarb mich um die Stelle eines Musikdirektors, eines der grossen Chöre von Bern. Der abtretende, verdiente und im ganzen Land bekannte Dirigent, unterstützte meine Bewerbung. Hier eine Stelle aus dem Brief, der mir die Absage brachte: „… wir zweifeln keinen Augenblick an Ihren Qualitäten, können es aber nicht verstehen, wie ein Musikdirektor an einem Abend einen Jodlerklub und an einem andern einen Kunstgesangverein leiten kann…“

Kommentar überflüssig. Nun, ich habe immer gewusst, dass es so kommen würde und hätte vor vielen Jahren die Möglichkeit gehabt, „auszusteigen“, aber diese „unsere“ Sache war mir zu sehr ans Herz gewachsen und ich bin stolz auf das, was ich „unserer“ Sache dienen durfte.

Nur manchmal, wenn ich wieder den krassen Undank, wie er überall, aber bei den Jodlern in vermehrtem Masse üblich ist, wenn mein „Gut-Meinen zum Wohle der Sache“ nicht verstanden wird, dann frage ich mich, hast du eigentlich nicht dumm gehandelt? Dann sage ich mir: Du bist auf diesen Platz gestellt worden, es hat so sollen sein und ist wohl gut für etwas.

Nach meinem ersten Klub, der damals nicht im EJV war (ich wusste nichts davon) erhielt ich die Leitung des „Jodlerklubs Dälhölzli“ Bern, den ich nun (1967) über 20 Jahre leite und den ich als meinen Stammklub ansehe. Was dieser Klub in diesen Jahren geworden ist, brauche ich nicht zu sagen, es ist zu bekannt. Immerhin erfüllt es mich mit Stolz, dass wir der erste Stadtbernerklub waren, der beim ersten Bremgartenkonzert mitmachen durfte. Dass ich dann gerade noch die Gesamtchöre dirigieren durfte (obwohl ich damals als Gesamtchordirigent noch nicht den Namen hatte, wie heute) freute mich ungemein.

Nun darf man mich aber nicht nur nach dem Jodlerklub „Dälhölzli“ als Dirigent für „verfeinerten“ Jodelgesang abstempeln, heisst doch der zweite Klub, den ich nun auch bald 20 Jahre (1967) dirigiere, Jodlerklub „Echo Grauholz Mattstetten“ und hier wird „urchige Chost“ geboten. Anderen Klubs (sie mögen verzeihen, wenn ich sie nicht alle aufzähle), durfte ich als Dirigent vorstehen, wie dem strammen Klub „Echo vom Bodemünzi“ Murten. Überall habe ich neben ansehnlichen Erfolgen auch viele liebe Kameraden gefunden, aus allen Schichten, wie das ja glücklicherweise bei den Jodlern ist, denn dieses Volksgut, der Volksgesang und das Jodeln gehören dem ganzen Volk, vom Bauernknecht bis zum Bankdirektor und Bundesrat.

Eine meiner schönsten Aufgaben bei den Jodlern ist das Dirigieren von Gesamtchören. Was ich mit den Jodlern der „Stadtbernischen Jodlervereinigung“ erreichen durfte, ist bekannt. Diese Vereinigung ernannte mich vor einigen Jahren zu ihrem ersten Ehrenmitglied. Ich durfte in dieser Hinsicht als Gesamtchordirigent sicher einen Höhepunkt erfahren, als ich anlässlich des Jubiläums des BKJV die Gesamtchöre dirigieren durfte.

 

Die Verbände

Schon früh beschäftigte mich das Nachwuchsproblem der Jodlerdirigenten, als ich die, meines Erachtens in diesem Ausmasse, gar nicht so gute Breitenenwicklung unserer Verbände sah. Auch fand ich, die Jodlerdirigenten sollten unter sich irgendwie Gespräche über die vielen Probleme des Jodelliedes und des Jodels pflegen. Darum machte ich schon 1949 eine Eingabe an die Jodlerverbände, sie mögen eine Kategorie „Dirigenten“ einführen. Das wurde gemacht, aber der Erfolg, besonders mangels Werbung der Verbände selbst, war äusserst schwach. Als sich die Dirigentenfrage immer mehr zuspitzte, als ich sah, wie sich Leute ohne jegliche musikalische Vorbildung als Dirigenten hingaben und die Klubs noch froh waren, dass sie überhaupt jemand hatten, da half ich den „Schweizerischen Jodlerdirigentenverband“ ins Leben rufen. Auch da wurden meine, unsere Absichten vollständig verkannt und ich angefeindet, absolut zu Unrecht, denn von allem Anfang an betonten wir unser Bestreben, mit den Jodlerverbänden und für die Verbände um unsere gemeinsame Sache zu wirken. Dass einem dann gerade der eigene engere Verband und dessen Vorstand, dem man doch Beweise seines Idealismus geliefert hat, nicht versteht und sagen wir es offen, drückt, tut einem weh und das gibt dann die Situationen, wo man sich selber sagt: Du bist eigentlich ein dummer Kerl, dass du dich für diese Sache einsetzest.

Nun, an vielen Orten dämmert es langsam und man sieht ein, wie ich es meine. Auf der anderen Seite macht sich aber schon wieder ein gewisser Neid und Missgunst bemerkbar und man möchte mich um gewisse Früchte meines Schaffens bringen.

Neben den Jodlerklubs dirigierte ich auch immer Chöre, hauptsächlich Männerchöre der I. und II. Kategorie mit gutem Erfolg. Wenn in den „Fünfzigerjahren“ die Jodlerklubs in der Mehrzahl waren, so sind nun wieder Chöre, die ich dirigiere, im Vordergrund.

Gegenwärtig (1967) dirigiere ich den Männerchor „Frohsinn“ Münchenbuchsee, den Frauenchor Münchenbuchsee, den Männerchor der Pensionierten Eisenbahner Bern (70 Mitglieder) und den Männerchor „Feldschützen Lorraine“.

Diesen Artikel, der nun weit mehr geworden ist als ein gewöhnlicher Lebenslauf, fasst es auf als ein Bekenntnis zur Jodlersache, mit ihren hellen und dunklen Seiten, schreibe ich eigentlich als Mitglied der AKV, als Komponist und nun ist von dieser Sparte noch gar nicht die Rede gewesen.

 

Die Jodel-Kompositionen

Ja, ich habe einige 40 Jodellieder geschrieben und gegen 20 veröffentlicht. Die meisten Lieder sind nicht so zugänglich wie andere, bergen gewisse Schwierigkeiten, denn ich wollte nicht ausgetretene Wege begehen, es gibt genug andere, die sich in den gewohnten Bahnen bewegen, was recht ist so. Aber auch das Jodellied hat sich immer wieder erneuert, ohne aus seiner gesetzten Bahn hinaus zu treten. Aber es ist doch schon ein schöner Weg von einem einfachen, guten Schmalzlied, über ein gutes Fellmannlied bis zu einem tiefempfundenen, anspruchsvollen Müller-Eggerlied. Klar ist, dass mein einfaches „Der Frühligszyt zue“ meinst mit dem zweiten Jodel von Walter Hofer, am meisten Verbreitung gefunden hat, dass mein „Bütscheleggjodel“ früher sozusagen an jedem Fest ein paarmal gesungen wurde, aber dass mein gar nicht leichtes und mit einem schönen, aber nicht leichten Text von Walter Hofer versehenes „Schwyzerland di muess meh gseh“ so viel gesungen wird und nun (1967) im dritten Tausend steht, verwundert und erfreut mich. Daneben hört man nun neuerdings „Ds Heimatlied“. Von den anderen Liedern sei noch erwähnt: „Uf der Alp“, „O Heimat my“ (im AKV-Wettbewerb preisgekrönt), „Dr Bärgsee“, „Ds Schwyzerhüsli“. Nur dem Jodlerklub „Echo vom Bodemünzi“ Murten habe ich „üses Seeland“ geschrieben. Erwähnen darf ich noch das gemischte Jodellied „Drü Chueli uf dr Matte“.

 

Andere Kompositionen

Selber bin ich mir ein schlechter Geschäftsmann und mache wenig für die Verbreitung meiner Lieder. Das hat wohl seinen Grund, weil die Jodelkompositionen nun doch einen ganz kleinen Bruchteil meiner kompositorischen Tätigkeit ausmachen. Das wird bald klar, wenn ich nur ganz auszugsweise etwas über meine andere Kompositionstätigkeit bekannt gebe:

Eine grosse, romantische (600 Partiturseiten umfassende) Oper, mit leider ungenügendem Text;

Eine kleine einaktige Oper;

Ein grosses abendfüllendes Ballett (im Jahre 1967 noch in Arbeit);

Eine Messe mit deutschem Text für 3st.gem.Chor, Blockflöten und Orgel (uraufgeführt 1955 anlässlich meines 25-jährigen Dirigentenjubiläums im Konzert in der Französischen Kirche in Bern);

Eine grosse Messe für Soli, Männerchor und Orchester (im Jahre 1967 noch in Arbeit);

Eine symphonische Dichtung für Kammerorchester;

Kirchenmusik (Kantaten);

Ein Klavierkonzert (unvollendet);

Zwei Klaviersonaten;

Zwei Klaviervariationenwerke;

Über hundert Klavierstücke;

Chöre;

Über hundert Lieder mit Klavier, davon einige Zyklen;

und vieles andere mehr.

 

Meine übrige Tätigkeit

ist aber so gross, dass ich die Zeit zum Komponieren stehlen muss. Viel Arbeit, aber auch viel Freude brachte mir der Bau einer eigenen “3“manualigen Hausorgel, mit 17 klingenden Registern, einigen Auszügen und Transmissionen (Subbass 16‘ !! im Pedal). Nachdem ich die Arbeit schon 1935 begonnen hatte, erklang die Orgel zum ersten Male 1942 mit 5 Registern. Seither befindet sie sich immer im Ausbau. Dass ich mich vorher und während des Baues mit eingehendem Studium der gesamten einschlägigen Literatur, mit umfangreichen Berechnungen, zum eigentlichen Orgelexperten ausgebildet habe, sei nur nebenbei bemerkt. Als solcher durfte ich bisher drei Mal funktionieren.

Gegen 30 Klavierschüler, Gesangsschüler und gegen 50 Blockflötenschüler in 2er und 6er Gruppen, 2 Männerchöre, 1 Frauenchor, 2 Jodlerklubs und das halbe Organistenamt an der christkatholischen Kirche in Bern (ca. 35 Dienstleistungen) sind meine Tätigkeit. Dazu kommt noch das Betreuen des AKV-Verlages und der „Bärgblueme“.

In meiner zweiten Frau, selbst staatlich diplomierte Pianistin, habe ich eine liebe, verständige Kameradin, die auch meiner Tätigkeit als Jodeldirigent-Kampfrichter und Kursleiter einfühlend gegenüber steht, was ja aus den bekannten Gründen nicht so selbstverständlich ist. Und nun leuchtet mir seit 1963 ein besonderer Sonnenschein, indem eine kleine Eva-Maria mich mit Vaterfreuden erfüllt, nachdem meine erste Ehe kinderlos blieb, worunter ich sehr litt.

Unser Beruf ist ein schöner, wenn auch existenzmässig ein entbehrungsreicher und unsicherer, aber ich würde ihn auch ein zweites Mal erwählen.

Ende der Eigenbiographie, Bern im November 1967

 

Nachtrag

Unbestreitbarer Höhepunkt in Jules‘ jodlerischen Schaffen und umsichtigen Wirkens war das von ihm verfasste und musikalisch geleitete Festspiel „Vom Jura bis zum Oberland, bi üs im liebe Bärnerland“ anlässlich des Eidg. Jodlerfestes 1981 in Burgdorf. Idee, Text und Musik waren sein ureigenstes Werk, durch seine massgebliche Beteiligung an der Aufführung ist es zu erklären, dass dieses Festspiel mit solch grossem Erfolg über die Bühne ging. In 6 Bildern mit rund 450 Mitwirkenden konnte man einen Streifzug durch den ganzen Kanton Bern miterleben: Zibelemärit in Bern, Bauernhochzeit in Aarberg, Mobilisation im Berner Jura, Friedenstag in Burgdorf, Chästeilet im Justistal und einen grandiosen Alpaufzug mit abschliessendem Betruf und Alpsegen hinterliessen bei den Zuschauern einen nachhaltigen Eindruck.

In letzter Zeit widmete sich Jules vermehrt der Dialekt-Dichtung, indem er Plaudereien, Betrachtungen und Gedichte in Berndeutsch schrieb. Mit dem Titel „Us Stadt u Land“ hat er 1983 ein 52seitiges Gedichtbändchen herausgegeben.

Als langjähriger Gesamtchorleiter der Stadtbernischen Jodlervereinigung nennte ihn die Vereinigung zum Ehrendirigenten, dies ist angesichts seiner „Chrampfete“ nicht verwunderlich.

Zusammen mit seiner geschätzten Arbeit als Kursleiter in mehreren Dirigentenkursen lagen mehr als genug Gründe vor, Jules Th.Hübscher im Jahre 1976 die Freimitgliedschaft des BKJV zu verleihen. Erwähnenswert sind auch seine Verdienste in der Schweiz. Gesellschaft volkstümlicher Autoren, Komponisten und Verleger (AKV), wo er vielen jungen Kameraden in den Anfängen ihrer Komponistentätigkeit zur Seite stand, ihren Satz korrigierte und viele gute Ratschläge erteilte. Auch die Aufnahme in die Ehrengarde der AKV und der EJDV (Eidg. Jodlerdirigenten-Vereinigung) ist nur die logische Folge des selbstlosen Einsatzes unseres Stadtberners.

 

Bekannte Kompositionen: „Der Frühligszyt zue“, „Bütscheleggjodel“, „Schwyzerland di muess meh gseh“

 

Quellen: Eigenbiographie aus „Bärgblueme“ No 51 AKV vom 22.12.1967, Nachtrag aus verschiedenen Jubiläumsbüchern

Stand 28.12.2008 TA

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Note
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