Alphornmusik - Musik für Alphorn Der 1950 geborene Hans-Jürg Sommer macht da einen Unterschied. Auf der einen Seite die alphorntypische Melodik und auf der anderen Seite Melodien, die u.a. auch auf dem Alphorn geblasen werden können. Das Alphorn, welches allein durch sein Aussehen jeden Karikaturisten inspiriert, dessen Klang uns an den Anfang der Geschichte zurückzuführen scheint und eine Faszination erzeugt, der sich kein Mensch entziehen kann. Das Alphorn, musikalisch „gefangen“ und „beschränkt“ auf die Skala der Naturtonreihe – wie alle anderen Naturtoninstrumente (Jagdhörner, Fanfareninstrumente). Auf dem Alphorn können „nur“ Melodien, welche sich im Rahmen der Naturtonreihe (Obertonreihe) bewegen gespielt werden. Was aber macht die Musik zur typischen, unverwechselbaren Alphornmusik? Diese Frage beschäftigt Hans-Jürg Sommer seit Jahren. Nach der Ausbildung zum Schaufensterdekorateur folgte das Studium am Konservatorium in Biel, welches er mit dem Diplom als Gitarrenlehrer (klassisch) abschloss. H.-J. Sommer unterrichtete dieses Instrument bis zu seiner Pensionierung (2013) 37 Jahre an der Kantonsschule (Mittelschule) in Solothurn. Die Faszination der „Mutter aller Tonskalen“, der Naturtonreihe und die musikalische „Ahnenforschung“ führten ihn zum Alphorn. 1979 macht er eher zufällig die Bekanntschaft mit diesem Instrument. Da ihm die Blastechnik bekannt war und ihn die von der Natur gegebenen Skala seit dem Studium faszinierte, gelang ihm das Spiel auf dem Alphorn auf Anhieb. Die damals erfolglose Suche nach entsprechendem Notenmaterial – es waren zu dieser Zeit, neben „fliegenden Blättern“ nur ganz wenige Noten in gedruckter Form erhältlich – führten dazu, dass Hans-Jürg Sommer selbst Melodien zu erfinden begann. So wurde aus der Not eine Tugend. Der Alphornbläser Hans-Jürg Sommer Hans-Jürg Sommer schloss sein Musikstudium mit dem Diplom für klassische Gitarre ab. Das Alphornblasen brachte er sich autodidaktisch bei. Er bezeichnet sich daher als Laienbläser. Seine ersten grösseren Auftritte bestritt er als Mitglied und Leiter der Seeländischen Alphornbläsergruppe im In- und Ausland sowie an Radio und Fernsehen. 1990 gründete er zusammen mit Emil Frei, Schöftland, das Duo Frei/Sommer. Schon nach kurzer Zeit wurde dieses Duo zum Geheimtipp unter Insidern. Die dem bläserischen Können und der Spielfreude des Duos auf den Leib geschriebenen Stücke von Hans-Jürg Sommer, trugen zum unverwechselbaren Klangbild des Duos bei. Später – um die Jahrhundertwende – gesellte sich Thomas Juchli, Aarau, dazu und es entstand zusätzlich das Alphorntrio „Böhler“. 1992 produzierte das Fernsehen DRS die 30-minütige Sendung (Öisi Musig) in der H.-J. Sommer porträtiert wurde. 1996 entstand zusammen mit dem äusserst kompetenten Tonmeister Franz Suter der Tonträger „Klangwurzeln“. Im Oktober 2012 war H.-J. Sommer Gast in der Sendung „Volksmusik-Brunch“ SFR Musikwelle. 2006/07 folgte die zweite CD „Klangblüten“ des Duos. Diesmal in Zusammenarbeit mit dem Tonmeister Alex Eugster. Zeitweilig spielte H.-J. Sommer auch in ad hoc Formationen mit: so auf einer Tournee in Deutschland mit Jozsef Molnar aber auch mit Hans Kennel und Arkady Shilkloper.
Der Komponist für Alphorn Das erste Stück für Alphorn von Hans-Jürg Sommer entstand, weil die Suche nach Notenmaterial zeigte, dass das Repertoire für Alphorn damals (1979) sehr klein war. Da die gefundenen Stücke nicht seiner Vorstellung entsprachen, schrieb er kurzerhand eigene Melodien. Mit so einem Stück – dem „Moos-Ruef“ – trat er am Jodlerfest 1980 in Bümpliz erstmals zum Wettspiel an und löste prompt eine heftige Diskussion über Tradition in der Alphornmusik aus. Als Mitglied und Leiter der in diesen Jahren weit herum bekannten „Seeländischen Alphornbläsergruppe“ standen ihm gute und tolerante Bläser für seine kompositorischen Gehversuche zur Verfügung. Dieses Experimentierfeld war für die weitere Entwicklung seines Schaffens sehr wichtig. So entstanden viele Alphornmelodien, vom Solo bis zum Gruppenstück. Nach seinem Wegzug aus dem Seeland nach Oensingen und der späteren Auflösung der Gruppe, verlagerte sich H.-J. Sommers kompositorische Betätigung. Als Technischer Leiter der Alphorn-Vereinigung Nordwestschweiz schrieb er unzählige Etüden für Kurse. Für das Duo Frei/ Sommer entstanden technisch anspruchsvolle zweistimmige Stücke. 1989 erschien das erste Werk, das er nicht für Alphorn allein geschrieben hat. Die „Suite für Alphorn“ (op.85) mit Klavierbegleitung schickte er zur Begutachtung an den bekannten Alphornisten Jozsef Molnar. Dieser war derart begeistert, dass er sich gleich für die Uraufführung zur Verfügung stellte. Seither sind weitere Werke für Alphorn und Klavier resp. Orgel dazu gekommen und hielten Einzug in das Repertoire fast aller bekannten Konzert-Alphornisten; Jozsef Molnar, Matthias Kofmehl, Martin Roos, Markus Linder, Kurt Ott, Hans Kennel, Lisa Stoll, William Hopson (Kanada), Arkady Shilkloper (RU), ua. 1998 schrieb Sommer seine ersten Stücke für Alphorn und Streicher und da seine junge Alphornschülerin, Elian(e)a Burki, nach neuen modernen Stücken verlangte, komponierte er nun auch U-Musik für Alphorn; Balladen, Blues, Rock ‘n‘ Roll! Es sind in der Zwischenzeit fast 2'000 Kompositionen – vom einfachen Stücklein über Etüden bis zu grossen konzertanten, mehrsätzigen Werken aus der Feder von Hans-Jürg Sommer für Alphornbläser/innen vor. Die klangmalerischen, stimmungsvollen Stücke Sommers eignen sich offenbar gut als „Soundtrack“ zu Filmen. So sind bisher 7 Filme mit seiner Musik unterlegt worden. Er ist seit 1989 meistgespielter Komponist an den Wettspielen der Schweizer Alphornbläser. 1999 wurde Hans-Jürg Sommer mit dem Oenziger Kulturpreis für sein bisheriges Schaffen geehrt. 2002 erhielt er den „Goldenen Violinschlüssel“. Diese Auszeichnung wird jährlich nur einmal an eine einzige Person für besondere Verdienste in der schweizerischen Volksmusik vergeben. 2003 wurde er von der Euregio (Allgäu - Ausserfern - Kleinwalsertal/ Bregenzerwald) für seine vorbildlichen Verdienste in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit mit dem Ehrentitel eines EUREGIO-KULTUR-BOTSCHAFTERS geehrt. Im gleichen Jahr wurde er am Filmfestival in Trento (I) – zusammen mit Balthasar Streiff – für die beste Filmmusik, im Film „Das Alphorn“ von Stefan Schwietert, ausgezeichnet. 2006 erhielt Hans-Jürg Sommer den „Preis für Musik“ des Kantons Solothurn.
Der Sammler und Autor Im Verlauf seiner fast 50-jährigen Tätigkeit als Alphornbläser, Komponist, Jurymitglied und Lehrer, sammelte der Wissbegierige viele Unterlagen. Da er für andere Bläser als „Notenschreiber“ für ihre musikalischen Ideen tätig ist und nicht nur für die eigene Musik druckfertige Vorlagen erstellt, häuften sich die Alphornmelodien in seiner Sammlung. So dass in seinem Archiv heute über 5‘000 Titel zu finden sind. Hans-Jürg Sommer war massgeblich an der Herausgabe von mehr als 2⁄3 der verlegten Alphorn-Notenhefte – auch anderer Komponisten – beteiligt und gibt seine eigenen Werke im Selbstverlag heraus. Sein Essay „Alphornmusik - Musik für Alphorn“ (siehe: www.alphornmusik.ch) gab den Anstoss für mehr als eine wissenschaftliche Arbeit. Seine z.T. umfangreichen Kursunterlagen dienen noch heute für die Schulung von Bläsern und Juroren. Beiträge aus seiner Feder sind auch im Buch „Das Alphorn; vom Lock- zum Rockinstrument“ von Frau Prof. Dr. B. Bachmann-Geiser (1999 beim Verlag Paul Haupt, Bern; Stuttgart; Wien erschienen) zu finden. Im Jahr 2006 erschien zum Jubiläum das fast 400 Seiten umfassende Buch „50 Jahre AV-NWS“ an dem er 6 Jahre gearbeitet hatte. Die Webseite von Hans-Jürg Sommer bietet viele Informationen rund um das Thema Alphorn und wird von Interessenten aus der ganzen Welt häufig besucht (ø 6 - 8‘000 Besucher pro Monat). Das neuste Werk H.-J. Sommers trägt den Titel „Eine Auswertung und Interpretation historischer Quellen zur Alphornmelodik“. In dieser 154 starken Arbeit analysiert Sommer die historischen Quellen der Alphornmelodik und zeigt – anhand von über 70 alten Notenbeispielen – auf, dass das heutige Alphornspiel den Bezug zur „Tradition“ längst verloren hat. Da diese Schrift das eigentlich Zielpublikum, die Laienbläser nicht erreichte – eine Abhandlung über Musik, deren Tonalität, Form, Harmonie etc. setzt offensichtlich Fachkenntnisse voraus, über die diese Laien nicht verfügen – setzte er, zusammen mit Thomas Juchli, die Schrift klanglich und bildlich in Form einer DVD (2015) um.
Stationen und Tätigkeiten im Verband Das allgemeine Interesse am Alphorn führte schnell dazu, dass Hans-Jürg Sommer sich auch im Eidg. Jodlerverband, in der Sparte Alphornblasen einsetzte. Als geschätzter und kompetenter Kursleiter wurde er schon nach kurzer Zeit als Jurymitglied an den Wettspielen eingesetzt. 1982 zeichnete H.-J. Sommer zusammen mit Hans Gerber, Schüpfen als Initiant der ersten und daher ältesten Alphorn-Kurswoche in Fiesch (VS). 1986 wurde er Mitglied einer Kommission, welche die Bestimmungen und Bewertungskriterien für die Wettspiele an Jodlerfesten komplett überarbeitete und war bis 1999 Mitglied der Eidgenössischen Fachkommission Alphornblasen (FKA). 1988 wählten ihn die Bläserinnen und Bläser der Nordwestschweiz in den Vorstand und zum technischen Leiter (Kurs- und Jury-Chef). Als Referent an Kursen stand er in der Ganzen Schweiz und im Allgäu im Einsatz. 18 Mal war er Jurymitglied an Wettspielen innerhalb der Jodlerfeste. Davon 12 Mal als Obmann einer Jury und 4 Mal als Gesamtobmann aller Jurymitglieder. So auch 1990 am Eidg. Jodlerfest in Solothurn. 70 Mal stellte er sich selbst, als Einzelbläser oder in Formationen, der Jury. 68 Mal wurde er mit der ersten Klasse ausgezeichnet; einmal (im Trio) mit der Klasse 2 und einmal – zusammen mit Emil Frei – disqualifiziert! (Wegen nicht verbandskonformem Stück!) 1999 wurde ihm von der Alphorn-Vereinigung der Nordwestschweiz die Ehrenmitgliedschaft für seine langjährigen Verdienste zugesprochen. 2002 war er Mitinitant und Gründungsmitglied des Vereins ALPHORN IN CONCERT dem er von 2005 - 2009 als Präsident vorstand. 2010 ernannte ihn der Nordwesteschweizerische- und 2014 der Eidg. Jodlerverband zum Ehrenmitglied.
Internetseite Hans-Jürg Sommer 2016 Stand 28.05.2025 / ivA
|